Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen von KiKu,
das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu und wir möchten die Vorweihnachtszeit nutzen, um allen zum Ausklang nochmal aus dem Kinderhaus zu berichten.
2025 hat uns sowohl als Gesellschaft als auch als Verein vor viele Herausforderungen gestellt – aber es gab auch immer wieder Lichtblicke und einzigartige Glücksmomente. Während die Opfer aus dem Kinderhandel bzw. der -sklaverei immer öfter ins Kinderhaus gebracht werden und die Überbelegung dadurch fast zu einem Normalzustand wird, werden manche unserer Jugendlichen, die schon seit einem Jahrzehnt Teil unserer Gemeinschaft sind, erwachsen und gehen selbstbewusst und selbstbestimmt durchs Leben. Genau das war immer unser Ziel: Kindern eine faire Chance im Leben zu geben, damit sie ihren eigenen Weg gehen können. Dass wir diese Vision nun Realität werden lassen konnten, ist ein Privileg und gibt Hoffnung. Hoffnung, dass wir mit Hilfe und Unterstützung von euch allen diese Welt für einige Kinder besser machen können. Denn wenn wir zusammenhalten und gemeinsam agieren, sind wir stärker. Und das gilt sowohl für unseren Verein und unser Kinderhaus als auch für uns als Gesellschaft.
In diesem Sinne wünschen wir allen eine ruhige Vorweihnachtszeit, besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Viel Spaß bei der Lektüre wünschen,
Anna, Stef, und Neele 💚
Hannah Sarpong: Unsere erste Uni-Absolventin
Wir haben des Öfteren schon über Hannah Sarpong, unsere erste Studierende unter den KiKu-Bewohner*innen geschrieben: über ihr Engagement, ihre Intelligenz und ihr Vorbild für die anderen Kinder im Kinderhaus. Zu unserer großen Freude konnte Hannah im Sommer ihren Bachelor erfolgreich abschließen und nahm am 19. November voller Stolz ihr Zeugnis entgegen.
Hannah ist eine bemerkenswerte junge Frau. Bodenständig greift sie nach den Sternen. Bescheiden redet sie über ihre Leistungen. Gütig führt sie andere durch ihr eigenes Beispiel. Wir sind unglaublich stolz auf sie. Hätte uns vor 10 Jahren jemand gesagt, dass wir eines Tages eine Bachelor-Absolventin im Kinderhaus hätten, wir hätten wahrscheinlich einfach nur gelacht. Und jetzt ist es wahr geworden.
Um einen unverfälschten Eindruck von Hannah und ihren Träumen zu ermöglichen, haben wir mit ihr ein Interview geführt. Lest selbst ihre Geschichte und hört auch gerne mal für den authentischsten Eindruck in ihre Antworten, die sie uns per Sprachnachricht gesendet hat, rein.
Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich heiße Hannah Sarpong und ich lebe im KiKu-Kinderhaus schon seit längerer Zeit. Ich habe erst vor Kurzem mein Studium an der Universität ‚Kwame Nkrumah University for Science and Technology‘ in Kumasi beendet und einen Bachelor-Abschluss in Petroleum Engineering erlangt. Ich freue mich, Genaueres über mein Leben im KiKu-Kinderhaus zu berichten.
Magst du uns vielleicht ein bisschen über die Gründe erzählen, warum du im Kinderhaus lebst?
Sehr gerne. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich sechs Jahre alt war. Meine Geschwister und ich haben eine Zeit lang bei meiner Mutter gelebt. Nach der vierten Klasse sind wir zu unserem Vater in Kumasi gekommen. Mein Vater hat sich um uns gekümmert, aber nachdem ich in der sechsten Klasse war, hat er seinen Job verloren. Er konnte sich nicht mehr um uns kümmern und hat sich an das Jugendamt gewandt. Und das Jugendamt hat uns zu KiKu gebracht. Das ist der Grund, warum ich hier bin.
Seit wann lebst du im Kinderhaus und wie ist der Alltag da?
Ich bin ins Kinderhaus im Jahr 2015 gekommen und lebe hier seit 10 Jahren. Das Leben hier ist sehr gut organisiert und voller wahrer Arbeit. Wochentags wachen wir früh auf, um unserer Hausmutter bei den Frühstücksvorbereitungen für die Kinder in der Grundschule und der Junior High School zu helfen. Gewöhnlich nehmen die Schulkinder Taschengeld in die Schule mit, damit sie sich dort ein Mittagessen kaufen können. Diejenigen von uns, die zuhause bleiben {Anmerkung:manche der Kinder und Jugendlichen sind im Internat und in der schulfreien Zeit dann durchgehend im Kinderhaus}, essen Mittag im Kinderhaus. Wenn jede*r aus der Schule am Nachmittag nach Hause kommt, bereiten wir das Abendessen vor, welches wir ungefähr gegen 18.00 Uhr zu uns nehmen. Nach dem Abendbrot duschen die Jüngeren und machen im Esszimmer ihre Hausaufgaben. Am Wochenende putzen wir das Kinderhaus und bereiten die Mahlzeiten gemeinsam vor. Am Wochenende haben wir auch viel Freizeit zum Relaxen. Manche spielen Fußball, manche Tischtennis und andere verbringen einfach Zeit zusammen. Das Leben im Kinderhaus ist wie das Leben in einer großen Familie. Alle haben ihre Aufgaben und unterstützen sich gegenseitig.
Du hast erst vor Kurzem deinen Bachelor-Abschluss gemacht. Kannst du uns das ghanaische Schulsystem von der Grundschule bis zur Universität mal näher erklären? Und warum hast du dich für Petroleum Engineering als Fach entschieden?
Ich erzähle euch sehr gerne Genaueres über das Schulsystem in Ghana und warum ich mich entschieden habe, Petroleum Engineerung zu studieren. In Ghana beginnt die Schule mit der Grundschule, die sechs Jahre dauert. Danach geht man auf die Junior High School (JHS) für drei Jahre. Am Ende der JHS schreibt jede*r Schüler*in einen Abschlusstest, der sogenannte Basic Education Certificate Examination (BEC). Wenn man den BEC besteht, kann man die Senior High School (SHS) besuchen, die auch drei Jahre dauert. Am Ende der SHS schreiben alle nochmal einen Abschlusstest, den sogenannten WASCE (West African Senior School Certificate Examination). Wer den besteht, kann dann auf die Universität, an eine Hochschule oder an eine Berufsschule gehen – je nachdem, was genau jemand nach der Schule machen will.
Ich selbst bin auf die Tikrom M/A Junior High School gegangen und danach bin ich auf die St. Louis Senior High School gegangen. Und direkt danach bin auf die Kwame Nkrumah Universität für Wissenschaft und Technologie gegangen, um einen Bachelor in Petroleum Engineering zu machen. Ich habe mich für dieses Fach entschieden, weil mich schon immer interessiert hat, wie Öl und Gas unterirdisch gefunden werden und als Rohstoffe für unsere Energie verarbeitet werden. Ghanas Öl- und Gasindustrie ist noch in der Entwicklung und ich wollte Teil dieser Entwicklung sein. Und ich wollte auch einen Beruf, in dem ich Wissenschaft und Technologie nutzen kann, um reale Probleme zu lösen, Möglichkeiten zu schaffen und einen positiven Einfluss auf mein Land und die Welt als Ganzes nehmen kann.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
In der Zukunft strebe ich ein Stipendium für einen Master-Abschluss in Geophysik an. Falls ich die Möglichkeit bekomme, würde ich auch gerne einen Doktor in Geochemie machen. Nach meinem Studium möchte ich mein Wissen nutzen, um zur Entwicklung der Öl- und Gasindustrie beizutragen, insbesondere weil ich sowohl in Geophysik als auch in Geochemie Kenntnisse habe. Ich glaube, dass die Kombination dieser beiden Fächer mir helfen wird, besser die Rohstoffgewinnung zu verstehen und schlauere und sicherere Herstellungsmethoden zu finden. Ich bewundere auch die Arbeit von KiKu Deutschland und KiKu Ghana und würde sehr gerne in ihre Fußstapfen treten, indem ich selbst in ihre Arbeit investiere und die guten Taten unterstütze, die einen Unterschied in dem Leben von Menschen machen.
Was denkst du bzw. wünscht du dir, können die anderen Kinder im Kinderhaus von deinem Vorbild lernen?
Ich möchte den anderen Kindern im Kinderhaus sagen, dass KiKu ihr Zuhause ist. Es ist wo wir leben, wo wir wachsen und wo sich um uns gekümmert wird. KiKu ist alles für uns. Wir sollten es immer wertschätzen. Vor allem müssen wir auch unsere Hausmütter und Hausväter aber auch uns gegenseitig jederzeit respektieren. Sie sind diejenigen, die das Haus zu einer echten Familie machen. Ich denke, dass die anderen Kinder von meinem Vorbild vor allem lernen können, dass man alles erreichen kann, was man sich selbst vornimmt. Es ist wichtig, alles ernst zu nehmen – ihr Lernen, ihre Pflichten, die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten. Ich möchte, dass sie bodenständig, respektvoll und ehrlich bleiben. Sie sollten nicht vorgeben, jemand anderes zu sein. Sie sollten sie selbst sein. Und sie sollen daran glauben, dass auch sie es schaffen können. Selbst wenn es herausfordernd wird, sollten sie nicht aufgeben. Sie sollen fokussiert und stark bleiben und daran glauben, dass ihr Einsatz sich auszahlen wird. Wenn jemand anderes es geschafft hat, sollten sie daran glauben, dass sie es nicht nur schaffen können, sondern es sogar noch besser schaffen können. Lasst uns zusammen wachsen. Lasst uns aneinander glauben. Lasst uns KiKu stolz machen. Ich möchte mich bei KiKu Deutschland und KiKu Ghana bedanken. Sie sind der Grund, warum ich mein Studium erfolgreich abschließen könnte. Gott schütze euch alle. Vielen Dank.
Falls ihr genauso begeistert seid von Hannah wie wir, freuen wir uns, wenn ihr uns dabei unterstützt auch anderen Kindern aus dem Kinderhaus einen solchen Werdegang zu ermöglichen:
Weihnachts-Challenge 2025 „Sing for KiKu“
Wie auch in den letzten Jahren stellen sich unsere beiden Vorsitzenden Anna und Stef zur Adventszeit wieder einer vereinsinternen Weihnachts-Challenge. Während das Prinzip der Challenge gleich bleibt (wer von den beiden kann vom 1. bis zum 24. Dezember mehr Menschen dazu bewegen, mindestens einen Euro an KiKu zu spenden), ändert sich dieses Jahr wieder der Einsatz: um die aktuelle Kampagne der Vereinten Nationen „Better Together“ (aufmerksamen Leser*innen mag hier unser Einleitungstext wieder in den Sinn kommen ;)) zu bewerben, muss die Verliererin der Challenge die inoffizielle Hymne der Vereinten Nationen „Hmyn to the United Nations“ acapella an einem öffentlichen Ort an Silvester singen. Vielleicht geht es euch nämlich wie uns – wir wussten gar nicht, dass die Vereinten Nationen eine solche Hymne haben. Und in diesen international stürmischen Zeiten kann mehr Bewusstsein über die Menschheit als internationale Gemeinschaft sicherlich nicht schaden. Da weder Anna noch Stef begnadete Sängerinnen sind und diese Hymne auch erstmal einstudieren müssen, wird es zudem definitiv was zum Lachen geben, wenn ihr dann auf unserem Instagram Account das Spektakel verfolgen könnt. Wer sich die Hymne schon jetzt mal anhören will, kann dies hier tun: https://www.youtube.com/watch?v=-GAHggrOCoA
Macht jetzt mit!
Die Beiden freuen sich natürlich über zahlreiche Unterstützung! Spendet dafür mindestens 1,- € für unseren Ausbildungsfonds und hinterlasst einen Kommentar, ob ihr mit der Spende Anna oder Stef unterstützen wollt. Wen wollt ihr davor schützen singen zu müssen? 😊
Wie immer gehen die Spenden zu 100 Prozent an das Kinderhaus in Ghana, vor allem um die tertiären Ausbildungskosten für unsere Jugendlichen in Ausbildung und Studium zu finanzieren.
Und folgt uns bei Instagram und Facebook, um keine Updates zu verpassen!
Neues Betterplace-Projekt: KiKu gegen Kinderhandel
Während sieben Jungs aus Burkina Faso bereits seit dem Sommer bei uns im Haus untergekommen sind, nachdem sie aus der Kindersklaverei befreit wurden, haben im Oktober wieder zwei weitere junge Frauen aus Nigeria im Kinderhaus eine Notunterkunft gefunden. Beide wurde aus der Zwangsprostitution befreit. Um zukünftig besser auf solche Notfälle vorbereitet zu sein, und nicht erst um Spenden bitten zu müssen, wenn die Kinder und jungen Erwachsenen bereits bei uns im Haus und wichtige Dinge zu finanzieren sind, wie ein Arztbesuche oder eigene Kleidung, haben wir den Notfallfonds „KiKu gegen Kinderhandel“ auf betterplace eingerichtet. Diese Fälle können wir nicht mit unserem regulären Budget abdecken und sind daher auf Extra-Spenden angewiesen.
Wir freuen uns über jede Hilfe: KiKu gegen Kinderhandel – Notfallfond
Mitgliederversammlung 2025
Am 29. Oktober fand unsere jährliche Mitgliederversammlung statt. Neben der Entlastung und der Wahl des Vorstandes stand auch eine Satzungsänderung auf der Tagesordnung. Die geänderte Fassung kann auf unserer Website eingesehen werden. Geändert wurde eine Formalie in §5, worauf uns das Finanzamt im Zuge der Erteilung des letzten Freistellungsbescheids aufmerksam hat. Hier haben wir uns den gesetzlichen Bestimmungen besser angepasst. Eine weitere zentrale Änderung in der Satzung ist unser neuer Vereinssitz, über den wir euch hiermit alle informieren möchten: Aufgrund eines Umzuges ist ab sofort nun Hannover unser Sitz und unsere neue Adresse lautet Wöhlerstr. 41, 30163 Hannover.
Spendenbescheinigungen für 2025
Wir möchten alle darüber informieren, dass die Spendenbescheinigungen für das Jahr 2025 erst ab März 2026 verschickt werden können. Grund hierfür ist, dass unsere Kassenwartin Stef zu Beginn des Jahres ein zweimonatiges Auslands-Sabbatical macht und es ihr deshalb nicht möglich ist, die Spendenbescheinigungen gleich zu Beginn des neuen Jahres zu verschicken. Wir bitten hierfür um Verständnis!








